Die Eierberge: Strecken und Informationen
Strecken
Liebe Wanderer und Naturfreunde,
die Eierberge bieten neben der Pflanzen- und Tierwelt Ruhe und Erholung. Fünf ausgeschilderte Touren sind auf befestigten Wegen zu begehen. Schattenspendende Bewaldung oder Rundumblicke ins Obere Maintal, mit dem Dreigestirn: Kloster Banz, Vierzehnheiligen, Staffelberg und ins Coburger Land mit der Feste Coburg werden ihnen dabei geboten. Die Wanderstrecken sind von 3,3 bis 6,9 Kilometer lang. Die Höhenunterschiede bewegen sich dabei von etwa 265 bis 480 Meter.
Wir wünschen Ihnen gute Erholung bei einer Wanderung durch die Eierberge.
Folgende Strecken sind mit dem Großbuchstaben ausgeschildert:
- Rundweg Wiesen (Rdw. W.) 3,6 KM
- Höhenweg Eierberge (Hwg. Eb.) 3,5 KM
- Rundweg Eierberge (Rdw. E.) 3,3 KM
- Rundweg Nedensdorf (Rdw. Nd.) 6,9 KM
- Rundweg Draisdorf (Rdw. Dr.) 5,1 KM
Historische Waldbewirtschaftungsform als Kulturrelikt
Die Nieder- und Mittelwälder der Eierberge bei Bad Staffelstein besitzen einen hohen ökologischen Wert für die einheimische Pflanzen- und Tierwelt durch folgende Tatsachen:
- Es handelt sich um einen geschlossenen Laubwaldkomplex mit praktisch allen einheimischen Baumarten.
- Infolge der aktuell auf ca 250 Hektar durchführten Mittel- und Niederwaldbewirtschaftung, finden sich neben Kahlflächen und jung heranwachsenden Kulturen zahllose Waldsäume und Innensäume, die Lebensraum für nahezu alle einheimischen Tier- und Pflanzenarten bieten. Begünstigt sind dabei neben den Arten von Kahlflächen und vor allem wärmeliebende Saumarten.
- Mittel- und Niederwälder besitzen eine ganz eigenständige Fauna von an sie angepassten Tierarten. Herausragend sind dabei insbesondere Insekten, von denen als bekannteste Arten Puppenräuber, Hirschkäfer, Großer Eisvogel oder Schillerfalter genannt werden können. An Schmetterlingen wurden u.a. ca 950 Arten festgestellt, daneben z.B. 24 Neuroptera- und 49 Trichoptera-Arten.
- Die Mittel- und Niederwälder der Eierberge zeichnen sich im Gegensatz zu allen ähnlichen Flächen in Mittel- und Unterfranken durch einen anderen Untergrund (Eisensandstein, Opalinuston) aus und damit vor allem durch extreme Nährstoffarmut.
- Die Flächen werden noch heute aktiv durch vier altrechtliche Waldkorporationen und damit perfekt funktionierenden Dorfgemeinschaften bewirtschaftet. Beispielgebend für ganz Bayern hat sich die Korporation mittlerweile zum Verein „Waldkorporation Wiesen“ umfunktioniert.
Kulturhistorisch wertvoll wäre demnach nicht nur die Art der Waldbewirtschaftung im Stockausschlag, sondern auch die Form der gemeinsamen und korporativen Arbeit der gesamten Dorfgemeinschaft. Beide könnten über Jahrunderte zurückverfolgt wären, als sowohl der Dorfanger für die Beweidung des Viehs, als auch der Wald einer Ortschaft generell noch nicht in Privateigentum, sondern im Eigentum der gesamten Dorfgemeinschaft gewesen wäre. Aus nicht erklärbaren Gründen hat sich diese Form in den Ortschaften Wiesen, Nedensdorf, Unnersdorf und Herreth bis heute bewahrt. Noch vor dreißig Jahren hat im Bereich der Waldkorporation Wiesen diese Art der Waldbewirtschaftung als altmodisch und unökonomisch gegolten. Es wurden sogar Steuergelder aufgewendet, um dieses Relikt vergangener Jahrhunderte beseitigen zu können. Heute hätten historische Gebäude und Dinge plötzlich wieder einen hohen Stellenwert, noch mehr, wenn es sich tatsächlich um noch aktuell ausgeführte historische Wirtschaftsformen handle. Dabei, so der versierte Kenner der Eierberge Forstmann Herrmann Hacker, könnten über die "Heppenhölzer" und die sie bewirtschaftenden Waldkorporationen kuriose Fakten angeführt werden. Rein rechtlich unterlägen diese "Altrechtlichen Waldkorporationen" nicht einmal dem "Bürgerlichen Gesetzbuch" von 1900, in dem alle privatrechtlichen Belange des damaligen Deutschen Reiches bis heute geregelt wurden. Sie unterlägen dem "Preußischem Landrecht" aus dem Jahre 1794, also dem Vorläufer des heutigen BGB. Rein rechtlich gesehen (Beispiel Wiesen) wäre sogar der Bürgermeister der Stadt Bad Staffelstein automatisch auch Vorsitzender der Waldkorporation. Allerdings habe man im gegenseitigen Einvernehmen in den letzten Jahren an einer Regelung gearbeitet, bei der sich die Waldkorporation selbst verwalten könne. Die Eintragung ins Vereinsregister regle nun konkret die Verwaltung.
Die Anteile an der Waldkorporation Wiesen - sie umfasst mit 105 Hektar den gesamten Wiesener Anteil am Wald der Eierberge - verteilten sich, so erklärte Hacker, auf 64 "Laubenanteile" oder "Lagen". Diese wären im Grundbuch festgehalten. Alle anfallenden Waldarbeiten würden - bei festgelegten Pflichtstunden - alljährlich gemeinsam durchgeführt, also ein optimaler Fall einer funktionierenden Dorfgemeinschaft. Der Wald selbst erfordere praktisch keinen Pflege- und Kostenaufwand. Er verjünge sich komplett aus Stockausschlag selbst und stelle damit einen perfekten "Energiewald" dar. Heute im Zeichen umweltfreundlicher Energien aktueller denn je. Ganz nebenbei stelle er einen der wertvollsten mitteleuropäischen Biotoplandschaften dar und habe daher nicht zu Unrecht die Aufmerksamkeit von Biologen und Naturschützern geweckt. Freilich, so stellte Hacker kritisch fest, solle man sich hier mit Ratschlägen und Pflegekonzepten tunlichst zurückhalten: die Waldkorporationen und ihre Mitglieder hätten diese Form der traditionellen Bewirtschaftung über Jahrhunderte entwickelt und wüssten selbst am besten ihren Wald zu erhalten und somit alle mit ihm verbundenen Funktionen zu gewährleisten.